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19. Dezember 2012 | Ride Greener

Eco friendly products Vorstellungsrunde Vol. 3

Patagonia Mens Primo Down Jacket

Patagonia Mens Primo Down Jacket  

1. Patagonia setzt sich zum Ziel, das beste und zugleich umweltfreundlichste Produkt herzustellen. Ist das überhaupt möglich? Und wie?

 

Laura Hoppe, Patagonia: Patagonias Unternehmensleitbild und damit oberstes Ziel lautet in der Tat „Stelle das beste Produkt her, belaste die Umwelt dabei so wenig wie möglich und inspiriere andere Firmen, diesem Beispiel zu folgen und Lösungen zur aktuellen Umweltkrise zu finden.“ Wir glauben fest daran, dass das möglich ist. Die Entscheidung, bei der Produktion von Bekleidung möglichst umweltfreundlich hergestellte und recycelbare Materialien zu verwenden, muss und darf nicht auf Kosten der Qualität unserer Produkte gehen. Heutzutage gibt es andere Möglichkeiten! So stellt beispielsweise Recycling-Polyester eine qualitativ gleichwertige Alternative zum aus Rohöl hergestellten Neu-Polyester dar. Das gleiche gilt auch für Bio-Baumwolle, die konventionell angebaute Baumwolle 1:1 ersetzen kann, ohne die Eigenschaften des T-Shirts oder Sweatshirts zu verändern. Uns ist klar, dass jede industrielle Fertigung die Umwelt belastet, auch die Herstellung unserer Produkte. Wir arbeiten aber unermüdlich daran, Materialien zu gewinnen und Herstellungsprozesse zu entwickeln, welche die Umwelt möglichst wenig belasten und gleichzeitig die Qualität verbessern.

 

2. Wie schafft man es eigentlich, recycelte Materialien wie PET in ein paar Snowboard-Pants zu verwandeln?

 

L.H.: Im Jahr 1993 haben wir als erstes Outdoor-Bekleidungsunternehmen Fleece in unsere Produktlinie aufgenommen, das aus alten, wiederverwerteten PET-Flaschen hergestellt wurde.

 

Bekleidung aus recyceltem Polyester war ein erster Schritt hin zu einem nachhaltigeren System, das weniger Rohstoffe verbraucht, unsere Gesundheit weniger belastet und in dem weniger weggeschmissen wird. In den letzten Jahren haben wir rund 92 Millionen Plastikflaschen wiederverwertet.

Heutzutage können wir aber auch auf andere Materialien zur Gewinnung von Recycling-Polyester zurückgreifen und es für eine größere Bandbreite von Kleidungsstücken verarbeiten, wie z. B. unsere Capilene Funktionswäsche, technische Funktionsjacken oder Boardshorts.

Wir recyceln derzeit alte PET-Flaschen, Ausschussware und abgetragene Bekleidung zu Polyesterfasern und stellen daraus eine Vielzahl unserer Kleidungsstücke her.

 

Im Detail funktioniert das Recycling von Polyesterbekleidung folgendermassen:

Der Verbraucher bringt seine abgetragene Polyesterkleidung zu einem unserer Patagonia-Geschäfte oder einem Patagonia-Händler. Mit Hilfe des ECOCIRCLE™Systems der Firma Teijin recyceln wir dann die zurückgegebenen Teile zu neuen Produkten. In den Produktionsstätten von Teijin läuft der Prozess folgendermassen ab:

1. Die zurückgegebenen Teile werden in kleine Stücke zerkleinert. Reissverschlüsse und Knöpfe werden entfernt.

2. Der Stoff wird granuliert und zu Pellets gepresst.

3. Die Pellets werden bis zur Molekularstruktur aufgebrochen und gereinigt und stellen so das Ausgangsmaterial für die Polyesterrückgewinnung dar.

4. Das Rohmaterial wird polymerisiert und zu Polyesterchips verarbeitet.

5. Die Chips werden geschmolzen und zu neuen Polyesterfäden gesponnen.

6. Aus den Fäden wird neuer Polyesterstoff hergestellt – und aus abgetragener Bekleidung entsteht somit ein neues Kleidungsstück.

 

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Herstellung von Polyester aus wiederverwertetem Material wesentlich ökonomischer ist als die Herstellung aus Rohstoffen. Wenn man den gesamten Recycling-Prozess analysiert, so wird bei der Herstellung von Polyester aus recyceltem Material im Gegensatz zur konventionellen Herstellung 76 % Energie und 71 % CO2 eingespart. Diese Rechnung beinhaltet bereits die Transportwege.

Capilene Underwear

Capilene Underwear  

3. Der Kauf von Bekleidung aus recycelten Materialien ist eine Möglichkeit, umweltbewusster zu handeln. Wie geht es dann aber weiter mit diesen Kleidungsstücken? Und müssen wir uns eigentlich nicht schon vor dem Kauf mehr Gedanken machen? 

 

L.H.: Wir meinen, ja! Und haben deshalb die fünfstufige „Common Threads Initiative“ ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um eine Partnerschaft mit unseren Kunden, mit der wir dazu beitragen möchten, dass Bekleidung nachhaltiger produziert und genutzt wird: weniger und qualitativ hochwertigere Artikel kaufen, Schäden reparieren, nicht mehr benötigte Artikel weiterverwenden und erst was wirklich unbrauchbar ist, recyceln. Letztendlich soll ein Umdenken angeregt werden, das uns erlauben wird, zukünftigen Generationen eine nachhaltige Welt zu hinterlassen. Seit dem 1. Juli 2011 nehmen wir im Rahmen dessen nun auch jeden ausgedienten Patagonia-Artikel zurück, um ihn weiter zu verwenden oder zu recyceln.

 

Unsere „Common Threads Initiative“ ist eine Fortführung unseres „Common Threads Recycling Progamms“, das Patagonia im Jahr 2005  begonnen hat. Wir haben im Rahmen dessen bis heute 45 Tonnen Kleider zum Recyceln zurückgenommen und daraus 34 Tonnen neue Kleider hergestellt. Aber bevor es eben überhaupt zum Recycling kommt, kann jeder von uns bereits andere Massnahmen ergreifen. Recycelt wird erst, wenn Verzichten, Reparieren oder Weiterverwenden nicht mehr möglich sind.

 

4. Ab Herbst 2011 werden über 30 % der Bekleidungskollektion von Patagonia aus bluesign®-zertifizierten Materialien hergestellt. Besteht in der nahen Zukunft die Möglichkeit, dass der bluesign standard auf die ganze Produktpalette ausgeweitet wird oder sind für einen solchen Schritt die produktionstechnischen und ökonomischen Hindernisse noch zu gross?

 

L.H.: Das ist natürlich unser Ziel! Wir arbeiten seit dem Jahr 2000 mit der unabhängigen Organisation bluesign® daran, unseren Rohstoffverbrauch zu ermitteln und zu reduzieren und in unserer Lieferkette den Einsatz von Chemikalien (u. a. zum Färben und Veredeln der Stoffe) kritisch zu überprüfen. Generell brauchen solche Veränderungen in der Zulieferkette Zeit. Neun unserer Zulieferer haben sich zwischenzeitlich verpflichtet, die strengen Normen von bluesign® einzuhalten. Die nun von Patagonia erreichten 30 % an bluesign®-zertifizierten Materialien in unserer Bekleidungskollektion sind ein sehr erfreulicher, erster Schritt. Gemeinsam mit unseren Zulieferern haben wir uns das Ziel gesetzt, bis 2015 nur noch bluesign®-zertifizierte Materialien zu verwenden. 

 

5. Was ist die Motivation von Patagonia, einen Teil ihres Umsatzgewinnes in produktionsunabhängige Umweltprojekte zu investieren?

 

L.H.: Unser Unternehmensleitbild (siehe Antwort auf  Frage 1) sagt es deutlich: Unser Unternehmensgründer Yvon Chouinard will mit Patagonia nicht eine Ursache des aktuellen Umweltproblemes unserer Erde sein, sondern einen Teil der Lösung darstellen. Die ökologischen Probleme, die vor uns liegen, sind riesig. Wir sind dabei, die Erde zugrunde zu richten. Um die grossen Umweltthemen anzupacken, brauchen wir dringend die Unterstützung aller: Einzelpersonen, Staaten und Unternehmen. Aus diesem Grund hat Yvon Chouinard vor 10 Jahren „1 % for the Planet“ ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von aktuell 1'481 Unternehmen in 44 Ländern, die mindestens ein Prozent ihres Umsatzes (nicht ihres Gewinnes!) für den Schutz und den Erhalt der Umwelt spenden. Das heisst, auch wenn ein Unternehmen in einem Jahr keinen Gewinn macht, verpflichtet es sich, ein Prozent seines Umsatzes abzugeben. Das ist eine hohe Messlatte für jedes Unternehmen, aber mittlerweile haben viele Unternehmen die Notwendigkeit, zu handeln, erkannt: In den letzten drei Jahren hat sich mehr als ein Unternehmen pro Tag dem 1 %-Netzwerk angeschlossen und im Jahr 2010 betrug das Wachstum 40 %. Alleine Patagonia hat seit 1985 mit seinem Förderprogramm für Umweltschutzgruppen 38 Millionen US-Dollar in Geld- und Sachspenden an kleine, an der Basis arbeitende Umwelt-Aktivisten gegeben.

Auch Ride Greener Ambassador Sten Smola schwört auf Patagonias Produkte, die ihn in wiedrigsten Verhältnissen warm halten.

Auch Ride Greener Ambassador Sten Smola schwört auf Patagonias Produkte, die ihn in wiedrigsten Verhältnissen warm halten.