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16. Dezember 2013 | Alex

Alex on Tour - Der November ist besser als sein Ruf. Versuch einer Ehrrettung.

Endlich ist das Plangen zu Ende. Es ist Dezember, die Wintersaison ist eröffnet und der Wartemonat November ist Geschichte. Unter Schneehungrigen gilt der November als Problemfall. Er ist grau, nass und schneearm. Doch der November ist besser als sein Ruf. Ein Bericht von zwei Novembertouren.

Rast beim Aufstieg zum Jäggisch Horn. Im Hintergrund das Rätschenhorn.

Rast beim Aufstieg zum Jäggisch Horn. Im Hintergrund das Rätschenhorn.  

Was dem Esel die Rübe vor der Nase ist, das sind dem Snowboarder die Pulverschneeabfahrten im Herbst. Das Problem: kaum Schnee. Weil aber Tourenfahrer nicht auf Liftanlagen angewiesen sind, kann es für sie losgehen, sobald die erste Zuckerschicht liegt. Das war dieses Jahr in der dritten Novemberwoche der Fall. Da das Wetter nach dem Schneefall bloss im Bündnerland akzeptabel war, zog es mich ins Prättigau.

Spass auf Gras am Jäggisch Horn

Ich suchte einen guten Schnee-Wetter-Routen-Kompromiss und entschied mich für das Jäggisch Horn (2290 M.ü.M.). Der Plan war, das Horn zu überschreiten (siehe Karte). Ich schnallte das Novemberbrett auf und nahm den 7Uhr-Zug.

Auf der Höhe von Sargans lichtete sich die Wolkendecke und tief eingeschneite Berge kamen zum Vorschein. Meine Vorfreude war gross. Doch je näher ich dem Ziel kam, desto knapper wurde der Schnee. In St. Antönien auf 1300 Metern lag weniger Schnee als auf meinem Züricher Balkon. Die Wiesen waren nur mit einem Wurf Puderzucker bestreut. Unterlage Fehlanzeige. Die Überschreitungspläne konnte ich streichen. Die Abfahrt über die Südhänge des Jäggisch Horn wäre zu einer Wanderpartie geworden. Trotz schlechter Aussichten montierte ich Schneeschuhe und Stöcke, die ich während der ersten Stunde mehrheitlich in den Dreck steckte.

Dann, endlich, auf etwa 1800 Metern kam die Unterlage. Oberhalb der Baumgrenze lagen 30-50cm Pulverschnee. Die Gämsen und ich hatten den Berg für uns alleine. Das Tal öffnete sich, die Sonne lachte und ich lachte schliesslich auch. Auf dem Gipfel angekommen, verzehrte ich bei prächtiger Rundumsicht ein nicht ganz so prächtiges Sandwich und schnitt erste Kurven in die jungfräulichen Hänge. Ab der Baumgrenze war es vorbei mit dem schönen Schnee. Man sollte nicht überrascht sein, wenn es bei Novembertouren in niedrigeren Lagen unter den Füssen ächzt und knirscht. Man betrachte das als natürlichen Soundtrack zur Abfahrt. Zum Glück hatte ich das Novemberbrett dabei.

Jäggisch Horn Route

Jäggisch Horn Route  

Big Freeride am Forstberg – die zweite Novembertour

In der darauffolgenden Woche suchte ich ein Tourenziel mit besserer Schneedecke. Der Nordhang des Forstbergs im Ybrig versprach Gutes und so machte ich mich dahin auf den Weg. Der Forstberg ist eine Spielwiese für solche, die es wissen wollen. Mit seinen steilen Hängen und schmalen Couloirs sorgt der Berg für Nervenkitzel und wartet er mit einer Abfahrt vom Allerfeinsten auf.

Hier geht's runter (am Forstberg)

Hier geht's runter (am Forstberg)  

Als einziger in Snowboard-Montur pflügte mich am frühen Morgen durch die Pendlerströme in der S-Bahn. Das Thermometer an der Talstation Weglosen zeigte 15 Grad unter Null an. Nach kanpp vier Stunden Aufstieg begrüsste mich auf dem Gipfel eine Bergdohle, welche die Bergspitze umkreiste, als ob sie mich willkommen heissen würde. Nach kurzer Rast war es an der Zeit, sich für die Aufstiegsmühen zu belohnen. Bei der Abfahrt vom Gipfelhang muss man den Kopf bei der Sache haben, um die Einfahrt ins Couloir nicht zu verpassen. Mit wenigen Schwüngen fuhr ich mitten hindurch, gelangte direkt in den berühmten, steilen Forstberghang, in dem massenhaft Pulverschnee lag. Das Gelände flacht danach ab und ist coupiert, ideal für Spielereien zum Ausklang.

Der Forstberg ist ein eher anspruchsvoller Tourenklassiker und verlangt sichere Verhältnisse. Er bereitet aber solche Freude, dass ich ihm bestimmt bald wieder einen Besuch abstatte. Allerspätestens im nächsten November. See you, dear fellow! 

Forstberg Route

Forstberg Route  

Kurzportrait der zwei Novembertouren